Haustiere sind eigentlich eine recht junge Erscheinung in der Evolutionsgeschichte des Menschen. Den Anfang der Domestikationsgeschichte machte vor gut 10.000 Jahren der Hund, der seither dem Menschen als treuer Begleiter dient. Nachdem der Mensch sesshaft wurde, sein Nomadenleben aufgab, begann er damit, auch Nutztiere in unmittelbarer Nähe zu seiner Behausung zu halten. Zu den ältesten Nutztieren zählen Schafe und Ziegen. Sie halfen dem Menschen, seine Grundbedürfnisse zu stillen und machten ihn unabhängig von der Jagd. Vor gut 5000 Jahren wurden dann die ersten Geflügelarten domestiziert. Bei Ihnen stand ebenfalls der Nutzen für den Menschen im Vordergrund. Doch Vögel wurden nicht nur als Fleisch, Feder, Eier- und Fettlieferanten gehalten, sondern auch aus ästhetischen, religiösen, sportlichen und kultischen Motiven heraus.
Ab wann die Ente vom Menschen domestiziert wurde, da sind sich die Gelehrten nicht ganz einig, es war auf jeden Fall deutlich später, als bei den Hühnern und Gänsen. Diskutiert und geschätzt wird, dass die Domestikation der Ente vor gut 3000 Jahren stattfand.
Alte Bekannte – die Flugente
Insgesamt sind fünf Entenvogel-Arten vom Menschen domestiziert worden, Gänse und Schwäne inbegriffen. Neben der Graugans, der Schwanengans und der Nilgans also auch die beiden Wildformen der Ente, von denen unsere heutigen Hausenten abstammen: Die Stockente und die Moschusente. Während die Stockente in vielen Ausprägungen domestiziert wurde, ist die Haustierform der Moschusente lediglich in Form der Warzenente erfolgt. Sie ähnelt der Wildform sehr stark und weist lediglich in Größe und Gefiederfärbung Unterschiede auf.
Anders, als bei den meisten Hausenten, die von der Stockente abstammen, konnte die Flugfähigkeit bei der Warzenente erhalten bleiben. Sie ist somit auch unter der Bezeichnung „Flugente“ bekannt! Die Rassebezeichnung Warzenente hat der Wasservogel dabei seiner auffälligen Schnabelwurzel zu verdanken. Hier finden sich auf der Oberseite warzenartige Wülste. Wann es zur Domestikation der Warzenente aus der Moschusente kam, ist nicht mehr zu ermitteln. Sicher ist jedoch, dass die Ursprünge in Peru liegen und lange vor der Eroberung durch die Spanier stattgefunden haben muss, die Domestikation dieser Entenrasse somit also noch dem Inkareich zugeordnet werden kann.
Die wilde Ente
Die Wildform unserer heutigen Hausenten ist, wie eingangs bereits erwähnt, in der Stockente zu finden. Ihre Domestikation entwickelte sich „zweigleisig“ und offenbar vollkommen unabhängig voneinander einmal in Asien und einmal in Europa. Die Landenten, zu ihnen gehört übrigens auch die Pekingente, ähneln ihrer wilden Art noch sehr stark. Allerdings haben sie in punkto Gewicht ordentlich zugelegt, weshalb sie gerne als Fleischlieferanten betrachtet werden. Für ihr Mehr an Gewicht haben sie allerdings die Flugeigenschaften eingebüßt – fast keine Hausentenart ist noch flugfähig!
Ganz anders ging es bei der asiatischen Domestikationsvariante der Stockente zu. Hier wurde eine steile Körperhaltung der Ente heraus gezüchtet, wie sie an der „Spazierstock-Haltung“ der Laufente klar zu erkennen ist. Ihrer Körperbauform wegen werden sie auch als Pinguinenten betitelt und in Asien vorwiegend der Eiproduktion wegen gehalten. Hierzulande spielt die Eiproduktion eine eher untergeordnete Rolle, dafür wird die Laufente gerne als Schneckenvernichter in heimischen Gärten eingesetzt.
Enten früher und heute
Die wirtschaftliche Bedeutung von Hausenten war im Mittelalter eher gering. Als Eierlieferant bediente man sich Hühnern und für die Fleischproduktion eigneten sich wesentlich besser die nahen Verwandten. Gänse waren schließlich deutlich einfacher zu mästen und brachten mehr Fleisch auf den Teller. Dennoch zählten Enten häufig zum häuslichen Bestand, etwa in Klöstern, was entsprechende Aufzeichnungen belegen. Auch zu Zeiten Karls des Großen waren Enten aktuell, obwohl sie vornehmlich wohl als Ziergeflügel gehalten wurden. Gerne wurden die kleinen Lockenten zur Jagd auf die wilde Stockente eingesetzt. Außerdem wurde der “Zehnte“ oft in Form von Enten entrichtet und wer sich beim Diebstahl einer Ente erwischen ließ, dem drohte eine saftige Geldstrafe von 3 Schilling.
Noch heute spielt die Ente aus wirtschaftlicher Sicht in Europa kaum eine Rolle, wohingegen sie im asiatischen Raum einen festen Platz einnimmt und ein wichtiges Nutztier darstellt.